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Weiterbildung ist wichtig

Fachzeitschrift oder digitale Plattform. Das Prinzip der guten Geschichte bleibt für den Leser immer gleich. Weil sich die Welt der Medien rasant ändert, habe ich als klassische PR-Arbeiterin eine Weiterbildung zum Content Marketing Manager gemacht. Sicher ist sicher. Sonst ende ich womöglich wie die Fachblätter, die ihre Inhalte auf althergebrachte Weise nicht mehr länger zu Markte tragen dürfen.

FM Logistik, Frachtdienst, Logistik Inside, mylogistics – so nach und nach verschwinden die vertrauten Namen aus meinem Presseverteiler. Die Liste der Journalisten wird kürzer und kürzer. Zuletzt hat das Logistik Journal seine Segel gestrichen. Eine Ära endet schreibt Chefredakteur Tobias Rauser am 29. Mai 2020. Der Abschied fällt ihm schwer. Mir auch. Fachzeitschriften wie seine, waren bisher ein sicherer Hafen für manche Pressemeldung. Aber klar. Wie kann ein Heft, das sechs Mal im Jahr mit einer Druckauflage von 15.000 Exemplaren erscheint bei 88 verkauften Heften überleben? Das rechnet sich nicht, selbst wenn die 80 nicht-redaktionellen Seiten grob überschlagen und viel zu positiv geschätzt 480.000 Euro Anzeigeneinnahmen brächten.

Auslöser aber kein Grund

Ist das alles Corona? Vielleicht. Neben den Printanzeigen brachte die Pandemie das Veranstaltungsgeschäft völlig zum Erliegen. Dr. Klaus Krammer, Sprecher Verein Deutsche Fachpresse und Vorstand Krammer Verlag Düsseldorf AG, bringt die horrenden Zahlen am 19. Mai auf den Punkt: „Fachzeitschriften haben aktuell mit Rückgängen von 20 bis 80 Prozent bei den Anzeigenbuchungen zu kämpfen“. Sein Blick gilt den Top 50 Fachzeitschriften der Branche, unter denen sich immerhin zwei Logistikmedien finden. Für den drittgrößten Wirtschaftsbereich schwach vertreten. Nach Durchsicht der bei horizont.net veröffentlichten Tabelle findet sich auf Platz 16 die DVZ mit einem Bruttowerbeumsatz von 7,5 Mio. Euro (+7,1% gegenüber dem Vorjahr 2018) und auf Platz 41 der Kfz-Anzeiger mit halb so viel Werbeumsatz.

Zugriffe auf Online steigen

Krammer spricht in seinem Interview mit Helmut Hartung von medienpolitik.net nicht nur über Rückgänge sondern auch über steigende Zugriffszahlen bei Online-Angeboten. Da tut sich auch in der Logistik was. Renommierte Häuser wie der DVV lassen sich neue Formate wie RampOne für den Logistikimmobilienmarkt einfallen. Ab und an starten Newcommer einen Versuch. So tauchte im Mai ein Verleger und Unternehmensberater aus Basel mit der Plattform Loginfo24 im Netz auf. Unter dem Slogan „Logistics around the clock“ veröffentlicht er auf seiner Seite Nachrichten aus der Logistik. Das Schweizer Portal erinnert an mylogistics, das Informationsportal der AXIT AG, das im letzten Oktober nach genau 20 Jahren sang- und klanglos aus dem Internet verschwunden ist.

Was bedeuten das für PR-Berater?

Wir müssen uns umstellen. Die übliche Vorgehensweise ein Thema platzieren, Artikel liefern und dann auf allen Kanälen über den Presseerfolg berichten – das funktioniert nicht mehr. Das Geschäft verändert sich. Zum Guten, wie ich meine, es weitet sich. Während sich um die Jahrtausendwende in der boomenden Zeit der New Economy Fachartikel bis zu sieben Mal platzieren ließen, dürfen wir heute in vielen neuen Formaten denken. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ergeben sich hier Chancen, die sie in großen Zeitschriften nie gehabt hätten. Blogs, eigene Magazine, Newsletter oder einfallsreiche Unternehmensseiten in den Sozialen Medien wie Facebook, LinkedIn etc. sind keine Frage der Größe sondern der Intelligenz. Gut geführt können sie mit etwas langem Atem und Fantasie kleine, aber feine, Communities als treue Fans und Leser erschließen. Neue Content Strategien sind gefragt.

Das Prinzip guter Geschichten bleibt

Mit oder ohne den Weg über die Redaktion muss eine Geschichte gut sein. Anschlussfähig, nutzwertig und spannend, wie alle Geschichten in der Logistik. Das Angebot muss den Leser, wie früher auch, überzeugen. Was kniffliger wird, ist die Frage des Kanals, denn hier erreichen wir langsam eine immense Vielfalt. Auch an Fachbegriffen. Earned, Owned, Paid, Push, Pull, Puh! Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, bilde ich mich weiter. So habe ich im letzten halben Jahr bei der Social Media Akademie einen Online-Lehrgang erfolgreich absolviert. Elf Vorlesungen mit Tests und Abschlussarbeit haben mein Wissen auf Vordermann gebracht und Lücken geschlossen. Die Fortbildung ist didaktisch wenig empfehlenswert, aber die Inhalte waren ok. Jetzt bin ich wieder fit in allen Themen wie Core Story und Themenfelder, Customer Journey und Themenplanung, Kanalarchitektur und Content Formate, um nur ein paar der Themen zu nennen.

Es wird traurig, wenn einer der nächsten vertrauten Titel schlapp macht. Und es wird spannend, was alles neu dazu kommt. Wir werden sehen.

Ich bin mit einem schönen Zertifikat als „Strategischer Content Marketing Manager“ für alles gerüstet und erzähle weiterhin Geschichten für kleine und mittlere Unternehmen in der Logistikbranche. Who’s next?